Westerwälder Zeitung vom 30.05.2006
 

Blasmusiker faszinierten Zuhörer

Stadtkapelle Westerburg und Sinfonisches Orchester aus Hessen begeisterten mit Filmmelodien, Tanzmusik und Märschen

Anspruchsvolle Literatur, inspiriert von verschiedenen Kulturen, brachte das Sinfonische Blasorchester Hessen in die Stadthalle Westerburg mit. Der erste Part des Gemeinschaftskonzertes wurde von der Stadtkapelle gestaltet.

WESTERBURG. "Dem Himmel so nah" lautet der Titel eines romantischen Films und eines inspirierenden Gemeinschaftskonzerts, das in Westerburg stattfand. Akteure waren die Stadtkapelle Westerburg und das Sinfonische Blasorchester Hessen. Nach langem, nicht enden wollenden Applaus, ließen die beeindruckten Zuhörer das hessische Konzertorchester nur zögernd gehen. Fasziniert sagte ein Mann: "Man kann kaum glauben, dass Blasinstrumente solche Klänge hervorbringen können." Anspruchsvolle Literatur, inspiriert von verschiedenen Kulturen, hatte Dirigent Ralf Lange ausgewählt.

Die Volkstänze "Heimatliches Leningrad" leiteten die Darbietungen mitreißend ein. Der oft unbequeme Schostakowitsch zeigte sich von seiner einladenden Seite. Die Reise über die Kontinente führte anschließend nach Armenien. Alfred Reeds Wunsch, Lebenswelt und Kolorit von Epochen und Regionen ins musikalische Geschehen zu übernehmen, folgte auch Owen Reed mit "La Fiesta Mexicana". Wer bei letzterem Titel auch nur vage an ähnlich lautende Schlager dachte, wurde vollends enttäuscht. Die Fantasie über eine kulturelle Eigenheit enthielt sich jeglicher musikalischer Plattitüden. Das Geläut der Kirchturmglocken, Feuerwerk, volkstümliches Liedgut und Reflexionen über einen Gottesdienst verwoben sich zu einem einzigartigen sinfonischen Gespinst.

Innovativ und wegweisend ist die Musik von Fred Armbruester. Auch seinem Weg zum "Spirit of Africa" folgten die herausragenden Musiker mühelos. Das Euphonium von Solist Hans-Reiner Schmidt wurde dabei zum Vorsänger, dem das Orchester Rede und Antwort steht.

Reiner Schmidt ist ein vielseitiger und erfolgreicher Musiker, Komponist und Arrangeur. Er spielt unter anderem im Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt/Main. Unter der Leitung von Ralf Lange (Kapellmeister am Dortmunder Opernhaus) treffen sich rund 60 professionelle und semi-professionellen Musiker aus allen Teilen Hessens mehrfach im Jahr zu intensiven Projektphasen. Solche Übungstage waren auch dem Konzert in der Westerburger Stadthalle vorangegangen. Tatsächlich vermochte das Sinfonische Blasorchester Hessen den Himmel näher zu rücken, was die rund 250 Zuhörer deutlich zu schätzen wussten.

Natürlich erntete die Stadtkapelle Westerburg, unter der Leitung von Martin Hommerich, mit ihren Darbietungen ebenfalls viel Beifall. Ihre Stückauswahl konkurrierte nicht der der Gäste. Die "Mozart Pop Symphony" von Sahashi verband Klassik mit Pop und schmissigen Big-Band-Tönen. zart fühlend und sanft spielten sie "The Lion King" von Elton John, ein Medley aus dem beliebten Musical. Wie schön Märsche sein können, zeigten die Kompositionen von John Williams: "Midway March" und ganz besonders "The March from 1941". Wer Blasmusik nur aus dem Musikantenstadl kennt, dem sei schlicht gesagt, dass auch diese Auswahl nichts mit der althergebrachten "Dicke-Backen-Musik" zu tun hat.

Gut zwei Stunden hatte das Konzert gedauert, die Nachwirkungen werden noch lange positiv zu spüren sein. Oder, um es mit ABBA zu sagen, deren Melodien ebenfalls zu Gehör kamen: "Thank you for the music."    Tatjana Steindorf